Erneuter Krankenhausaufenthalt…
…und der 14430.Tag in meinem Leben.
Ich atme tief durch.
Gehe auf den Haupteingang des Paulus-Melchers-Krankenhauses zu. Eine automatische Drehtür. Ich latsche der rotierenden Glaseingangstür hinterher, immer im Bestreben, nicht an diese zu stoßen. Ich finde, das ist so ein fieses Gefühl, wenn man die durch den Sensor zum Stehen kommende Tür nur um Zentimeter mit dem Kopf verfehlt. Ich bin so sehr konzentriert, dass ich mich nach 360 Grad Rotation im Entenmarsch wieder draußen im Eingangsbereich
befinde. Schade. Eva, eine liebe Nachbarin, die mich mit dem Auto zum Krankenhaus gefahren und vor dem Eingang raus gelassen und verabschiedet hat, ist schon weg. Mist. Ahnte sie, dass meine Bereitschaft, den Krankenhausaufenthalt auf wenige Sekunden zu dezimieren, sehr groß ist? Und ist deshalb so schnell davon gefahren? Das kann sie doch nicht machen, oder? … Natürlich konnte sie! Es ist ganz einfach. Sie hat Termine. So wie ich. Ich krame noch mal schnell meinen Terminkalender aus der Katakombe meiner Umhängetasche … und wieder vergehen ein paar Minuten. Ein Aufschlagen der „Maschke-Agenda“. Ein Blick hinein, doch: Datum, Uhrzeit, Ort stimmen. Tja. Was soll ich da jetzt machen? Vielleicht sollte ich das als Wink des Schicksals verstehen … das mit der Drehtür. Das kann doch jetzt kein Zufall sein! „Ich soll wieder nach Hause gehen!“, denke ich noch, aber da stecke ich schon erneut in dem durch nachfolgende Besucher forcierten Rotationsdrehverfahren. Und irgendwie schmeißt mich die Schwerkraft diesmal auf der richtigen Seite raus … Ich stehe im Foyer des Krankenhauses. 13 Verdammter Mist! Wäre ich zweimal hintereinander in den Genuss der Zentrifuge gekommen, hätte ich das eindeutig als Indiz des Schicksals erkennen können. Und? Na klar: Hätte mir damit auch persönlich die Berechtigung zur Flucht, inklusive Rückzug nach Hause, geben müssen… Man soll doch immer auf sein Bauchgefühl hören, oder? Ob da alle um mich herum unbedingt Verständnis gehabt hätten? Ich mache einen Deal mit mir selbst. Wenn bis zur Anmeldung nichts Schicksalhaftes mehr passiert, bleibe ich. Meine Chance zu gehen? Sie steigt. Die Anmeldung zur stationären Aufnahme liegt nämlich im 5. Stock! Doch leider passiert etwas, was ich in den letzten 16 Monaten nicht ein einziges Mal erlebt habe: Ich fahre alleine Fahrstuhl! Wie oft hatte ich mir gewünscht, diesen meistens sehr kleinen Raum für mich zu haben? Unbeobachtet mal kurz auszuatmen. Unbeobachtet sich am Kopf zu kratzen? Unbeobachtet die Augen zu schließen? Wie oft? Und jetzt? Kein Mensch steigt unterwegs zu. Kein Mensch beeinflusst mein weiteres Schicksal. Der blöde Fahrstuhl hält nirgendwo an. Leider kann er auch nicht an der 5. Etage vorbei fahren. Es ist das letzte Stockwerk. Ich bin schon oben. Ich melde mich an und werde gebeten, im Wartezimmer Platz zu nehmen. Obwohl hier schon mal alle sehr nett sind, steigt meine Bereitschaft zur Flucht. Jetzt mal ehrlich!? Wie lange soll ich auf den Wink des Schicksals warten?
Ich stehe im Foyer des Krankenhauses.
Fluchttendenz: 57%